Bericht: Bürger Informiert Bürger

 

Anwachsender Bürgerwiderstand gegen Windkraftanlagen rund um Ferdinandshof

Die Bestuhlung reichte nicht aus, es mussten zusätzliche Bierbänke aufgestellt werden, damit alle Besucher
Platz fanden. Achtzig am aktuellen Bauantrag für 12 Windkraftanlagen in der Friedländer Großen
Wiese/Gemarkung Heinrichshof interessierte Bürger sind schon eine beachtliche Zahl, denen die Zukunft ihres
Lebensumfeldes nicht gleichgültig ist. Und die trafen sich am letzten Freitag im Gesellschaftsraum Lewerenz
in Ferdinandshof. Dieter Götz aus Aschersleben hatte eine kleine Fotoausstellung zusammengestellt, die über
vielfältige Vogelarten in der „Wiese“ und im dazugehörigen Moldenhauer Bruch informierte.
Überhaupt war, wie geplant im Rahmen der Reihe „Bürger informieren Bürger“ alles auf
„Erkenntnis-und Wissensmehrwert“ ausgerichtet. Nachdem Angelika Janz in ihrer Begrüßung auf die
beiden unterschiedlichen Tatbestände des aktuellen Bauantrages der Fa. ENERTRAG für 12 Windräder in der
„Wiese“ zwischen Bahnschienen und 109 und parallel auf die erneuten Ausweisungen dort und bei
Aschersleben hingewiesen hatte, erfuhren die Bürger von Thomas Seibert über Erfahrungswerte in Sachen
Grundstücksentwertung durch Windkraftanlagen und die Gefährdung der Gesundheit durch den Infraschall, ein
Vibrationsschall mit nachgewiesenen gesundheitlichen Auswirkungen auf Herz, Kreislauf und Widerstandskraft.
Thea und Jens Funk von der BI „Freie Friedländer Wiese“ schilderten die bisherigen Wege der Dialoge
mit Behörden und Erfolge wie die Streichung des Windfeldes in Wilhelmsburg. Jens Funk hatte kürzlich als
sachkundiger Bürger im Deutschen Bundestag die Chance, ein Statement abzugeben und mit vielen Politikern ins
Gespräch zu kommen. Klaus-Dieter Stegemann und Dieter Götz wiesen auf die enorm angewachsenen Zahlen des
Vogelbestandes in der Friedländer großen Wiese hin, gestützt auf eigene Zählungen und die der Deutschen
Wildtierstiftung, die der Unteren Naturschutzbehörde regelmäßig gemeldet werden. Die Betreiberfirma, die
kürzlich in der Region wenig ansprechende Infoabende ausgerichtet hatte, beabsichtigt in ihrem auf
veralteten Gutachten zwischen 1999 und 2009 gestützten Antrag sowohl viele Vogelarten zu vergrämen,
Fledermausquartiere zu zerstören wie auch das Tötungsverbot für die geschützten Arten aufzuheben. Karina
Janz appellierte an die Besucher, nicht aufzugeben und die demokratischen Möglichkeiten der Stellungnahme und
des Widerspruchs wahrzunehmen. So gilt zunächst, gegen den Bauantrag beim Staatlichen Amt für Landwirtschaft
und Umwelt in Neubrandenburg eine Stellungnahme abzugeben und bald danach schon dem Regionalverband
Vorpommern-Greifswald seinen Widerspruch zuzusenden. Gestützt auf Zahlen der Windkraftlobby (Windbranche.de)
unterrichtete Petra Weber aus Heinrichsruh die Besucher über die erschreckende Produktion an Megawatt durch
Winkraftanlagen in der BRD: 55.600 Megawatt im Jahr 2017 (auf 357.386 qkm) – gegenüber Frankreich eine 3,9
fache Steigerung (auf 643.801 qkm), gegenüber Spanien (auf 505.990 qkm) eine 7-fache Steigerung und eine 65-
fache Steigerung gegenüber unserem Nachbarland Polen auf 312.000 qkm. Ein Triumph für die Betreiber, eine
Katastrophe für Mensch und Natur. Dass diese bürgernahe Veranstaltung (leider ohne Vertreter der Gemeinde)
auf gute Resonanz gestoßen war, zeigte die Versammlung der BI am folgenden Montag,- der Saal in Wilhelmsburg
platzte aus allen Nähten und der Frage-und Diskursbedarf setzte sich mit künftig geplanten Vorhaben fort.
Gelegenheit haben die Bürger noch einmal am Donnerstag um 19 Uhr, in der Fragestunde der Gemeinderatssitzung
Ferdinandshof Stellung zu nehmen.
Foto und Text: A.Janz